Highlights im Umfeld
Es war die erste Staatsmeisterschaft seit 2009, an der ich nicht aktiv teilnahm. Und erst hier erkannte ich, was da eigentlich so alles abgeht. Ansonsten bin ich ja in meiner kleinen besonderen mentalen Welt. Um euch meine Eindrücke näher zu bringen, möchte ich einfach ein paar Anekdoten von Ereignissen erzählen, die mir während des Events aufgefallen sind.
1. Geno Biancheri: Patrick Karger, unser Gym-Youngster und einer meiner „Buam“ hat sich bereit erklärt, unseren Announcer vom Flughafen abzuholen. Er hatte ungefähr ein Bild von ihm im Kopf. Sieht aus wie ein Pirat. Eigentlich einfach. Sollte nicht schwer sein, jemanden mit Papagei, Holzfuß und Handhaken in der Ankunftshalle zu erspähen. Doch er kam nicht. Patrick wurde unruhig. In seinem Kopf spielten sich bereits Szenarien ab, wie er nun dem österreichischen Justizsystem weismachen wird, dass Geno keine Flugzeuge, sondern nur Schiffe entert. Doch plötzlich erschien eine doch eigenartige Figur an der Ausgangstür. Patrick dachte sich: „Sieht aus wie ein Pirat, den man seiner Kleidung beraubt hat und der sich schnell an der Gym-Fundsachen-Box bedient hat.“ Rosa Replica-Crocs, die standesgemäß ohne Socken getragen wurden, eine GASP-Trainingshose, welche aus der ersten Kleidungscharge dieser Firma stammen dürfte und ein mit Essensresten übersäter Hoodie. Das musste er sein! Da Geno einen „Big Alex“ in der Ankunftshalle erwartet hatte, dauerte es etwas, bis ihm Patrick erklären konnte, dass er sein Taxifahrer ist.
Die beiden machten sich ins Gym auf und Geno verliebte sich auf Anhieb in diese Location. Wie erkennt man sowas? Naja… indem er einfach jede freie Sekunde dort verbrachte. Für 5 Tage hatten wir unseren eigenen Piraten. Er ist auf jeder größeren Powerlifting Veranstaltung zu finden, hat mehr Weltrekorde angesagt als jeder andere Sprecher im Kraftdreikampf-Business, ist DIE Stimme im Powerlifting und jetzt war er bei uns. Das muss teuer gewesen sein. Nein. Geno verlangt kein Honorar. Nur Verpflegung, Flug und Unterkunft. That’s it. Gold hat er anscheinend genug von seinen Raubzügen… Neben seiner vollkommen unkomplizierten, freundlichen und lustigen Art hat er durch seine Moderation „die Staats“ erst zu dem gemacht, was sie war. Etwas wirklich Besonderes. Alleine über Geno könnte ich ein Buch schreiben. Wen es gewundert hat, warum er am zweiten Tag einige Male mit dem Microphon im (nicht vor dem) Mund eingeschlafen, nach einigen Sekunden erschrocken aufgewacht ist und „The bar is loaded“ gebrüllt hat (obwohl die bar gerade deloaded war), dann lag das an der Vornacht. In dieser wurde er fast zwanghaft von unserem Präsidenten und einer Kampfrichterin zu einer Partynacht überredet. Man stellte ihn in diversen Lokalitäten als Leadsänger einer kanadischen Rockband vor um ihm Frauen zu verschaffen. Diese konnten aber kein Englisch, haben es durch den Alkoholkonsum temporär verlernt oder hatten Angst vor seinem Haken (hier hat er mir erzählt, dass er unterschiedliche Aufsätze für diverse Tätigkeiten besitzt. Die Angst war also unbegründet). Und so „musste“ er sich mit Alkohol begnügen. Um seinen Brand am nächsten Tag möglichst schnell wieder los zu werden, fügte er sich perfekt in die österreichische Tradition ein, was nun eben zu tun sei, wenn man „fett“ ist. Er aß Gulasch und bat Andi, ihm eine Flasche Whiskey zu besorgen. Trotz dieser Radikal-Rehabilitation war er – so glaube ich – doch sehr glücklich, dass ich ihn ab Mittag beim Kommentieren etwas unterstützte. So konnte er ein paar kleine Schläfchen abhalten. Intermitted sleeping… oder so.
Als Andi und ich ihn am Mittwoch dann zum Flughafen brachten, waren wir beide doch etwas wehmütig. Geno ist einfach ein angenehmer, ehrlicher und freundlicher Zeitgenosse, der uns wirklich glaubhaft versicherte, wie schön er es hier gefunden hatte und wie angenommen er sich fühlte. Kein Zweifel, den Typen holen wir wieder. Und wenn’s nur deswegen ist, dass er wieder auf der Multipresse ohne Aufwärmen 120kg negativ schräg @13 drückt und dann aufsteht (@15).
2. Organisation: Wenn Stefan, Andi und Andi etwas in die Hand nehmen, dann wird es nicht nur gemacht. Es wird überdimensional. Krank. Unnachahmbar. Einzigartig. Einige Details:
- 7x5m große LED-Wall (Das Ding kostet irgendwas im Bereich von €300.000!).
- Live-Stream mit Kommentatoren und unzähligen Kameras.
- Die stabilste Bühne überhaupt. Wir hatten Bühnenelemente mit Styroporwürfeln verstärkt. Darüber eine Vollholz-Gewichtheber-Plattform und darüber eine Eleiko-Powerlifting-Plattform. Geiler wäre es nur, auf Vollstahl zu heben.
- 250 Sitzplätze.
- Der größte Aufwärmbereich in der Geschichte des Kraftdreikampfes
- Keine NADA! Hahahaha! Verstehst? Die sind nicht gekommen! Wir hatten ihnen extra einen kleinen Raum neben der Waschmaschine und dem Trockner eingerichtet, damit sie es auch warm gehabt hätten.
- Vollgas Musik. Nicht dieser IPF-Scheiß, dass man die Musik ständig beim Versuch runter dreht.
- Der Pirat.
- 3kg Ammoniak-Kanister im Wartebereich.
- Tonnenweise selbstgemachtes Essen von Mama Pürzel
Das Ganze funktioniert mit Aufbau und Abbau und generell der Beschaffung all dieser Dinge nur, wenn man sich komplett reinhaut. Das haben die drei gemacht. Das tun sie immer. Ohne sie wäre das nicht mal ansatzweise möglich geworden.
3. Outdoor Fitness Freistadt: Also spätestens ab dieser Meisterschaft ist jedem klar, dass es neben dem BORG Club nun einen zweiten Verein in Österreich gibt, wo nur Wahnsinnige starten (dürfen). Ausschließlich. Bei den Freistädtern ist keiner normal. Grundsätzlich steigt man in einen Wettkampf mit seinem Maximum ein. Diese wird zuvor vom Head Coach Vinzenz Helmreich bestimmt und liegt grundsätzlich 2,5kg über dem ehemaligen PR. Dann hat man noch zwei Versuche, um sein Max zu erhöhen. Gscheit eigentlich. Beim BORG Club neigt man dazu, mit einem Versager einzusteigen… oder zwei… oder drei…